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tvr's Geschichten Blog


Streitgespräch bei McDonalds
In einer unscheinbaren McDonald’s-Filiale, irgendwo zwischen Neonlicht und fettigen Burgern, sitzen drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Albert Anker, Meister der bäuerlichen Idyllen, Arnold Böcklin, Schöpfer fantastischer Traumwelten, und Harald Nägeli, der Sprayer von Zürich. Sie haben sich hier eingefunden, um über Kunst zu sprechen – oder vielmehr: um zu streiten. Anker, in feinem Anzug mit Taschenuhr, rührt mit Bedacht in seinem Kaffee. „Kunst muss Ha
thomasvonriedt
17. Dez.6 Min. Lesezeit


Die Fabel vom Hahn, den Schafen und dem Fuchs
Auf einem alten Hof, zwischen Apfelbäumen und einem müd klappernden Windrad, lebte ein Hahn. Er war stolz, selbstgefällig und felsenfest überzeugt, dass ohne sein Krähen die Sonne niemals aufginge. Jeden Morgen, Punkt fünf Uhr, flatterte er auf den Misthaufen, reckte den Hals, schüttelte sein prächtiges Gefieder – und schrie die Welt zusammen. „Kikeriki! Aufstehen, ihr Faulenzer, das Licht kommt – meinetwegen !“ Und wie jeden Morgen erwartete er Beifall. Die Schafe au
thomasvonriedt
17. Dez.2 Min. Lesezeit


Die Fabel vom Golfball und dem Driver
Gejammert wird viel – und fast immer auf hohem Niveau. Nur: Das Niveau sinkt kontinuierlich. Bald jammern wir also tief unten im Keller, und dann gäbe es tatsächlich Grund dazu. Seit dem 1. August 2025, dem «Geschenk» unseres grossen Freundes aus den USA (der seit Januar 2024 satte 99,3 % aller US-Produkte zollfrei in die Schweiz kippt), klagen wir über unsere Exportmisere. Als ehemaliger CEO weiss ich: Export ist kein Kindergeburtstag. Man ist immer zu teuer, Marktaufbau k
thomasvonriedt
17. Dez.2 Min. Lesezeit


Die Fabel vom Drachen, Bär, Adler und der Helvetia
Am Rande der Alpen tobt ein eigentümlicher Streit. Ein goldgrüner Drache speit Flammen und prahlt: »Ich verbrenne alles, was mir widerspricht!« Ein mächtiger Bär donnert mit den Pranken: »Meine rohe Kraft beugt jeden Feind!« Am Himmel zieht ein Adler seine Kreise und ruft: »Ich beherrsche den Himmel, keiner entkommt meinem Blick!« Und so plustern sie sich auf, einer will grösser als der andere sein. Keiner will auch nur einen Zoll weichen. Da tritt die zierliche Helvetia
thomasvonriedt
17. Dez.2 Min. Lesezeit


Der Schwur der Erwachten - Eine Fabel der Hoffnung in Zeiten der Unruhe
Der Aufbruch Der Abend senkte sich schwer über die Innerschweiz. Zwischen den Bergen kroch ein matter Nebel hervor, schob sich wie ein tastendes Gespenst durch die Täler und legte sich über die Dörfer. Am Himmel stand der Vollmond, gross und unbeweglich, sein silbriges Licht schien die Welt zu übergiessen wie mit kaltem Stahl. Die Schatten wurden länger, die Gassen leerer – und doch lag eine unsichtbare Erwartung in der Luft. Vor dem Denkmal in Altdorf begann der Stein zu erz
thomasvonriedt
17. Dez.5 Min. Lesezeit


Wotsäpplä, Inschtagrämmlä oder Tiktöcklä?
Dass sich die Sprache mit jeder Generation verändert, ist völlig normal. Doch das Produkt- oder Firmennamen zu Verben umfunktioniert werden, ist bemerkenswert – und den Vermarktungsspezialisten der betreffenden Unternehmen gebührt ein Lob. Ob der exzessive Gebrauch der Apps sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Das darf jeder für sich selbst entscheiden. Einst wollte Captain Kirk sich zum Raumschiff Enterprise hochbeamen lassen und hielt dabei ein kleines Gerät in der
thomasvonriedt
17. Dez.3 Min. Lesezeit


Schnuppertag - was?
Kürzlich hörte ich von einer jungen Frau, dass ihre Freundin völlig irritiert sei. Ihre Freundinnen, allesamt Mütter kleiner Kinder, hatten bereits für ihre Sprösslinge einen Termin für einen „Schnuppertag“ im Kindergarten vereinbart. Schnuppertag im Kindergarten? Jawohl, und zwar nicht für die Eltern, sondern für das Kind. Das kann doch nicht sein, dachte sie. Warum habe ich für mein Kind keine solche Einladung erhalten? Oder haben wir sie versehentlich mit dem Altpapier ent
thomasvonriedt
17. Dez.3 Min. Lesezeit


Nichts hat sich verändert.
Sonntagmorgen Ein herrlicher Moment: die Sonntagszeitungen in aller Ruhe lesen, den Kaffee geniessen und dazu leise Musik aus dem Radio. Doch während ich zum x-ten Mal die schlechten Neuigkeiten aus aller Welt überfliege, beschleicht mich das Gefühl, dass sich nichts verändert hat – nichts hat sich wirklich gebessert. In Europa brodelt es erneut. Das politische Klima heizt sich auf, Polarisierung ersetzt Dialog. Und selbst in der Schweiz folgen extreme Kräfte aller Couleurs
thomasvonriedt
17. Dez.2 Min. Lesezeit


Herbst
Der Wechsel der Jahreszeiten ist eine der schönsten Erscheinungen in unseren Breitengraden. Alles um uns herum verändert sich, und oft bemerken wir die kleinen Schritte dieser Veränderung kaum. Erst eine längere Abwesenheit zeigt uns, wie die Zeit unaufhörlich voranschreitet. Aktuell ist es der Herbst, der uns in seinen Bann zieht. Dank der Föhnwetterlage verschmelzen der blaue Himmel, die fernen weissen Berge, die schachbrettartig geordneten Felder und die bunten Bäume zu ei
thomasvonriedt
17. Dez.5 Min. Lesezeit


Hamamelis - König der Winterblüher
Es gibt ihn tatsächlich – den Strauch, der mitten im Winter blüht: Hamamelis, auch Zaubernuss genannt. Ein besonderer Zauber scheint es zu sein, der ihn in der kalten Jahreszeit erblühen lässt, während ringsum noch alles unter Schnee liegt. Kein Wunder, gilt dieses ursprünglich aus Ostasien und Nordamerika stammende Gehölz als „König der Winterblüher“. Seine Blütenpracht erfreut nicht nur für ein paar Tage, sondern über mehrere Wochen. Dabei besticht Hamamelis nicht nur dur
thomasvonriedt
17. Dez.2 Min. Lesezeit


Der Graffitimann - Hinter der Mauer leben sie länger
Mauer Einfach da, grau, hässlich und hoch. Den Elementen schutzlos ausgeliefert. Sie trennt zwei Welten, die sich nie begegnen sollten – oder wollten. Am Computer sorgfältig geplant, berechnet und auf Sicherheit geprüft, wurde die Konstruktion schliesslich genehmigt. Ein Auftrag wurde vergeben, die Umsetzung begann. Ist sie Strassenverschönerung oder lediglich Leinwand für Graffiti? Sie wirkt einfallslos in ihrer Architektur – grau und langweilig. Doch sie erfüllt eine wi
thomasvonriedt
17. Dez.4 Min. Lesezeit


Abschied vom SommerHommage an Meiko Kaji
Es trifft zu: Die eigenwilligen Filme von Quentin Tarantino faszinieren mich. Die Art, wie er Geschichten erzählt, die Verbindung von Bild und Ton, Sprache und Musik – all das ist unverkennbar. Seine Werke öffnen dem aufmerksamen Kinogänger Türen zu neuen Welten und musikalischen Sphären. Grandios. Musik spielt in Tarantinos Filmen eine zentrale Rolle. Oft verzichtet er auf eigens komponierte Filmmusik (Score Music) und greift stattdessen auf bereits existierende Stücke bekan
thomasvonriedt
17. Dez.3 Min. Lesezeit


Der Gurkenkönig Jens
Samstag ist Markttag in vielen Orten, besonders in Zürich-Oerlikon. Wie gewohnt nehme ich meine übliche Route in Richtung Stadt und fahre am Katzensee vorbei, wo der neue Autobahnanschluss zum Gubrist-Tunnel im Bau ist. An der dritten Ampel vor dem Zehntenhaus-Platz halte ich an, um zu sehen, ob die kleine Birke namens Betonknacker noch steht. Es hat die ganze Nacht geschneit; heute ist der 8. Dezember 2017. Erstaunlicherweise steht sie noch, obwohl Kälte, Schnee und Abgase
thomasvonriedt
30. Nov.7 Min. Lesezeit


Betonknacker - die Natur siegt
Betonknacker I Heute war ich früh unterwegs zum Markt in der Stadt – eigentlich wie an allen Samstagen – und fuhr wie immer dieselbe Strecke. Um diese Zeit sind bisher nicht viele Fahrzeuge unterwegs, es ging zügig voran. Kurz vor der Stadt sind riesige Bauarbeiten im Gange: Ein neuer Tunnel soll dereinst die Westumfahrung entlasten, aber das wird wohl erst in ein paar Jahren der Fall sein. Aktuell bedeutet das: Jede Woche eine neue Spurführung, bremsen, anfahren, rot, gr
thomasvonriedt
28. Nov.8 Min. Lesezeit


Sylvie und mein Schminkkurs im Zug
Ein Individualist im Zug – widerwillig, wachsam, mit feinem Sinn für Ironie. Auf der Strecke Dijon–Lyon wird eine gewöhnliche Fahrt zum Miniatur-Panorama der Gesellschaft: eine Sitzplatz-Fehde zwischen Madame Dubois und Fatima, ein Abteil voller Eile, Parfüm und unausgesprochener Vorurteile – und mittendrin Sylvie, 25, die sich mit ruhiger Präzision schminkt, als würde sie die Welt für einen Moment ordnen. Der Ich-Erzähler, überzeugter Autofahrer und skeptischer ÖV-Gast, beob
thomasvonriedt
26. Nov.1 Min. Lesezeit


Ich mues no Chäpsli haa
Eine Kurzgeschichte für Örliker und andere Nostalgiker Kürzlich, während einer Diskussion im «Büetzer-Restaurant zur Metzgerhalle» in Zürich, stellten wir fest, wie sehr sich Oerlikon – früher liebevoll «s’Dorf» genannt – zum Nachteil seiner Bewohner verändert hat. Der Verkehr, ob Tram oder Auto, dominiert heute das Strassenbild. Viele Gebäude ähneln einander im globalisierten Einheitsstil. Ganze Strassenzüge bestehen aus toten Fassaden, ohne Leben, ohne Charakter. Von einst
thomasvonriedt
22. Nov.3 Min. Lesezeit
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