Hamamelis - König der Winterblüher
- thomasvonriedt
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Es gibt ihn tatsächlich – den Strauch, der mitten im Winter blüht: Hamamelis, auch Zaubernuss genannt. Ein besonderer Zauber scheint es zu sein, der ihn in der kalten Jahreszeit erblühen lässt, während ringsum noch alles unter Schnee liegt.
Kein Wunder, gilt dieses ursprünglich aus Ostasien und Nordamerika stammende Gehölz als „König der Winterblüher“. Seine Blütenpracht erfreut nicht nur für ein paar Tage, sondern über mehrere Wochen. Dabei besticht Hamamelis nicht nur durch Fülle, sondern auch durch eine raffinierte Überlebensstrategie: Droht starker Frost, rollen sich die zarten Blütenblätter zusammen und entfalten sich erst bei milderen Temperaturen wieder. Die Farbpalette reicht von leuchtendem Gelb über warmes Orange bis zu kräftigem Kupferrot.
Die intensiv gelben Blüten eines Hamamelis-Strauchs im Garten eines über achtzigjährigen Bürgerhauses hatten es mir besonders angetan. Fast drei Meter hoch stand er da – ein imposanter Solitär auf der windgeschützten Sonnenseite des Hauses. Mit seiner ausladenden, trichterförmig aufrechten Wuchsform und der locker verzweigten Krone, die eine beachtliche Breite erreicht, war er ein wahrer Blickfang.
Faszinierend ist auch seine Art der Vermehrung. Im Laufe des Jahres bilden sich holzige Fruchtkapseln, die erst im Spätherbst vollständig ausreifen. Dann platzen sie plötzlich auf und schleudern ihre Samen mit erstaunlicher Wucht in die Umgebung. Treffen sie auf tiefgründigen, durchlässigen, humusreichen Boden, keimen sie erfolgreich und bringen neue Pflanzen hervor.
Ein weiterer Vorzug dieses Prachtstücks im Garten: Es braucht keinen Schnitt und ist kaum anfällig für Schädlinge – Spritzmittel erübrigen sich. Eine Freude für naturverbundene Gärtner. Besonders reizvoll wirkt Hamamelis in Kombination mit einem anderen aussergewöhnlichen Strauch, dem Callicarpa, dem sogenannten „Liebesperlenstrauch“. Während Hamamelis in strahlendem Gelb leuchtet, schmückt der Callicarpa den Herbst mit intensiv violetten Beeren. Ein farbliches Duo, das den Garten über viele Monate hinweg in Szene setzt.
Ist die Hamamelis nur schön – oder auch nützlich? Beides. Als frühblühender Strauch ist sie eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln. Ihre Heilkraft wird seit Jahrhunderten geschätzt: Aus Rinden- und Blattextrakten werden Wirkstoffe für Cremes und Salben gewonnen, die blutstillend, entzündungshemmend und juckreizlindernd wirken. Schon die Ureinwohner Nordamerikas nutzten die heilende Wirkung der Zaubernuss – vermutlich ebenso wie Chinesen und Japaner.
Mich juckte nichts, ich blutete nicht und litt auch nicht an Entzündungen – doch als ich an einem kalten Februartag die leuchtende Blüte der Hamamelis fotografierte, übertrug sich ihr Zauber wohltuend auf meine Seele.










Kommentare