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Nichts hat sich verändert.

  • thomasvonriedt
  • vor 7 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit
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Sonntagmorgen


Ein herrlicher Moment: die Sonntagszeitungen in aller Ruhe lesen, den Kaffee geniessen und dazu leise Musik aus dem Radio. Doch während ich zum x-ten Mal die schlechten Neuigkeiten aus aller Welt überfliege, beschleicht mich das Gefühl, dass sich nichts verändert hat – nichts hat sich wirklich gebessert.

 

In Europa brodelt es erneut. Das politische Klima heizt sich auf, Polarisierung ersetzt Dialog. Und selbst in der Schweiz folgen extreme Kräfte aller Couleurs dem internationalen Beispiel, statt nach Ausgleich zu suchen.

Ich frage mich: Wie viele bewaffnete Auseinandersetzungen und Kriege hat es eigentlich in meinem Leben allein in Europa gegeben? Man mag es kaum glauben – 16 grössere Konflikte, ganz zu schweigen von schwelenden Spannungen in diversen Regionen (siehe Liste).

 

Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre füllten Berichte über Proteste gegen den Vietnamkrieg die Zeitungen und die Fernsehnachrichten. Besonders amerikanische Protestsänger*innen nutzten die mediale Aufmerksamkeit, um ihre Karriere anzukurbeln und ihre Botschaften unters Volk zu bringen. Damals hörte man auf Radio Beromünster auf Mittelwelle 531 kHz noch französische Chansons, italienische Canzoni, deutsche Schlager – und natürlich die Hits aus Grossbritannien und den USA.


 

Der Knabenchor aus Frankreich


1971 landete der französische Knabenchor “Les Poppys” mit Non, non, rien n’a changé einen Hit, der später, 2017, von den New Poppys wieder aufgegriffen wurde.

 

 

Interessant: Selbst die Franzosen haben sich mittlerweile sprachlich angepasst.

Damals verstand ich den Text nicht. Ich war gerade mit der Ausbildung an allen möglichen Waffen bei den Grenadieren beschäftigt. Erst 1973 bekam ich die Gelegenheit, Französisch von Grund auf zu lernen. Doch da war der Song längst kein Hit mehr und geriet in Vergessenheit.

 

 

2025 – Ein Déjà-vu


Sonntagmorgen. Ich lese die Zeitung, schüttele den Kopf über all die wenig erbaulichen Nachrichten und höre dabei eine Spotify-Playlist mit französischen Hits der 60er- und 70er-Jahre. Plötzlich erklingt Non, non, rien n’a changé. Nach so vielen Jahren höre ich den Song wieder – und stelle fest: Der Text ist aktueller denn je.

 

Und was kommt als Nächstes?

 

Leider bleibt es dabei: Nichts hat sich verändert. Die Menschheit feiert ihre Errungenschaften, doch wenn es um Macht und Dominanz geht, entfachen der Bär, der Drache und der Weisskopfseeadler erneut die Flammen. Europa sitzt derweil untätig auf dem Stier, während die kleine Helvetia – Schild und Speer in den Händen – auf der Mauer am Rhein bei Basel* hockt und abwartet, was als Nächstes passiert.

  

* Helvetia ist eine Skulptur von Bettina Eichin (1942) aus dem Jahr 1980. Sie stellt die sitzende Helvetia dar als eine selbstbewusste Frau, die über Grenzen hinweg denkt und in die Welt schaut.

„…eines Tages verlässt Helvetia ein Zweifrankenstück, mischt sich unters Volk und unternimmt eine längere Reise. Auf dem Weg dorthin kommt sie auch nach Basel. Nach einem anstrengenden Gang durch die Stadt legt sie Mantel, Schild, Speer und Koffer ab und ruht sich auf einem Brückenpfeiler der Mittleren Rheinbrücke aus und blickt nachdenklich rheinabwärts „.

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