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Kühlschrankereste

  • thomasvonriedt
  • 16. Dez.
  • 2 Min. Lesezeit
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Kühlschrankreste kreativ verwerten


Dem Chef ist es ein Graus, wenn Lebensmittel im Kühlschrank vergammeln und schliesslich entsorgt werden müssen. Früher hiess es: Denkt an die Kinder in Afrika und esst alles auf.

Heute spricht man im Zuge von Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung von der Vermeidung von Food Waste, also der Verschwendung wertvoller Esswaren. Für ihn geht es um Anstand, Respekt und Verantwortung – Werte, die zur Vermeidung von Verschwendung beitragen.

Ein Blick in den Kühlschrank offenbart zweierlei: eine Versuchung zum Naschen und eine Herausforderung, aus Resten ein budgetfreundliches Mittagessen zu zaubern. Die Bestandsaufnahme der Vorräte ergab:

·       300 g Rinderhackfleisch (ursprünglich für Ragù alla Bolognese gedacht)

·       2 grosse Karotten (roh, zu wenig für einen Salat)

·       1 mittlere Pfälzer Möhre (gekocht, übrig von einer Beilage)

·       1 mittlere Zwiebel (scheinbar übersehen)

·       1 Bund krause Petersilie

·       3 gekochte Kartoffeln (vom Kartoffelbrei übrig)

·       8 Eigelb (Rest vom Amarettini-Backen)

·       1 mittelgrosser Spitzkohl (für ein geplantes Gericht der Frau)

·       Selbstgemachtes Paniermehl aus Brotresten

·       Fettfreies "Bon Chef" Gemüsebouillonpulver (nur von Migros laut Gattin)

·       Madras-Curry (vom Gewürzhändler auf dem Markt)

·       Schwarzer Pfeffer, Salz, Tabasco für die Würze


 

Mise en Place – Vorbereitung


Der Chef bindet sich seine Schürze um (denn ohne sie wäre das Hemd in Gefahr). In einer grossen Aluschüssel vermengt er das Hackfleisch mit den Eigelben, einer Handvoll Paniermehl sowie Salz, Pfeffer und Tabasco nach Geschmack. Dann stellt er die Mischung beiseite.

Nun folgt der meditative Teil: Mit der Präzision eines Yogis hackt er Karotten, Kartoffeln, die Zwiebel, Petersilie und die Pfälzer Möhre in feine Würfelchen und gibt sie zum Fleisch. Mit Nitrilhandschuhen an den Händen knetet er die Masse, bis eine gleichmässige Konsistenz entsteht. Anschliessend formt er sie auf dem Steintisch zu einem Braten und legt diesen in eine hitzebeständige Porzellanform.


 

Ab in den Ofen


Der Backofen wurde bereits auf 180 °C vorgeheizt. Der Braten wandert für 50 Minuten hinein. Währenddessen schneidet der Chef den Spitzkohl in Würfel (1,5 - 2 cm), entfernt harte Stellen und gibt ihn mit etwas Bouillonpulver und Madras-Curry in ein dampfgartaugliches Gefäss. Kurz vor der Hälfte der Bratzeit gesellen sich noch ein paar Drillinge dazu.

Nach 50 Minuten klingeln Backofen und Steamer fast zeitgleich. Der Braten ist gar, das Gemüse gedämpft, die Kartoffeln weich – Zeit zum Anrichten.


 

Servieren und Geniessen


Die Familie sitzt bereits am Tisch, der Mischsalat ist verputzt, und der Hunger gross. Der Chef richtet die Bratenscheiben mit gehackter Petersilie an, fügt Kartoffeln und das Kohlgemüse hinzu. Er selbst gibt noch etwas Curry auf den Spitzkohl.

Der Aufwand war gering, die Kochkünste blieben auf einem einfachen Niveau, und der Kühlschrank ist nun bereit für neue Vorräte. Keine Mahnungen zur Vermeidung von Food-Waste oder Appelle "die armen Kinder in Afrika sind nötig. Wer möchte, kann das Essen mit einer amerikanischen, zuckerhaltigen Sauce oder Senf von Coleman’s aus Norwich abrunden. Alternativ bieten sich BBQ- oder süsse Chili-Saucen an, die dem Mindesthaltbarkeitsdatum entkommen wollen.


 

Zum Wohl


Die angebrochene Flasche eines Rotweins verleiht dem Essen den letzten Glanz. Kein Gast würde merken, dass auf geschickte Art die Kühlschrankreste verwertet und ansprechend präsentiert wurden.


Bon Appétit!

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