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Examen Weggen

  • thomasvonriedt
  • 16. Dez.
  • 3 Min. Lesezeit
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Auf der Suche nach typischen Menüs, Gerichten und Rezepten für Brotwaren stiess ich auf den Begriff „Züri Murren“. Dabei stellte ich fest, dass damit eigentlich der „Examensweggen“ gemeint ist – jenes Brötchen, das im Kanton Zürich einst am letzten Schultag vor dem Stufenwechsel verteilt wurde. Der Weggen ist mir in bester Erinnerung geblieben – das dazugehörige Zeugnis hingegen weniger.


Der Grund?


In einem bestimmten Fach entsprach meine Leistung nicht den Erwartungen meines Vaters, der daraufhin mein Zeugnis in schwarzes Papier einwickelte. Zwar gelang es mir später, seine Anforderungen zu erfüllen, doch den schwarzen Umschlag behielt ich bei – einfach, weil er mich aus der Masse der üblichen, in Packpapier eingeschlagenen Zeugnisse herausstechen liess.


Zurück zum Examen Weggen.


Meine Kinder sind längst aus der Schule, und ob sie damals in den Genuss dieses feinen Brötchens kamen, weiss ich nicht mehr. Umso mehr erschreckte mich ein Artikel im Tages-Anzeiger aus dem Jahr 2018: Das beliebte Gebäck wurde kurzerhand „weggespart“. Offenbar hat man Alternativen geschaffen – nur das Schulhaus Leepünt in Dällikon soll den Brauch noch aufrechterhalten. Die Zeiten ändern sich – und mit ihnen die Erwartungen der Schüler.


Bei meiner weiteren Recherche stiess ich auf einen Wikipedia-Eintrag, der besagt, dass der „Züri Murren“ auch als Pain bernois, Zackenweggen oder Spitzweggen bekannt sei. Das geht natürlich gar nicht! Wie kann ein Zürcher Gebäck Pain bernois heissen? Eine Frechheit!

Nachweislich wurde der „Züri Murren“ bereits 1508 in den Zürcher Staatsarchiven erwähnt. Damals dürfte er ein Genussmittel für die wohlhabenderen Bürger gewesen sein. Eine genauere Beschreibung findet sich erst ab dem späten 19. Jahrhundert, wo er als typische Zürcher Spezialität bezeichnet wird. Im 20. Jahrhundert verbreitete sich der Weggen schliesslich in der ganzen Schweiz – wir Zürcher sind ja grosszügig! Auch wenn der Begriff „Murren“ zunehmend in Vergessenheit geriet, blieb das Brötli als „Examen Weggen“ über Generationen hinweg ein treuer Begleiter des Zeugnisses an Zürcher Schulen. Heute würde man es wohl eher als Roll oder Bun bezeichnen.


Doch wenn es den Examen Weggen heute kaum mehr gibt – woraus bestand er eigentlich? Und warum schmeckte er so gut?


Ich machte mich auf die Suche nach dem Rezept. Erfolglos. Mit einer Ausnahme: Der Albis Beck in Mettmenstetten, der die Landi und diverse andere Verkaufsstellen im Säuliamt beliefert, scheint ihn noch anzubieten. Man kann ihn sogar online bestellen oder direkt vor Ort kaufen. Auch die Zuckerkuss-Bäckerei in Islikon (wo liegt das eigentlich?) zeigt auf ihrer Website ein schönes Exemplar eines „Züri Murren“.


Wenn Google versagt, hilft ChatGPT – vielleicht weiss die KI ja, wie man einen Weggen herstellt?


Tatsächlich! Auf meine Anfrage – oder, neudeutsch, meinen Post – „Rezept für Züri Murren, auch Examen Weggen genannt“ lieferte die KI prompt alle Informationen, die ich brauchte. Wenn man weiss, wo man suchen muss, wird es eben einfach. Damit bestätigte sich meine Vermutung: Das gesuchte Gebäck ist im Wesentlichen ein Verwandter des klassischen Wegglis.


Die Website schweizerbrot.ch beschreibt es so:


„Eine Besonderheit gibt es in Zürich: Aus dem Weggliteig werden auch Zürcher Murren gebacken. Im Gegensatz zum gespaltenen, runden Weggli (50–60 g) sind Murren meistens etwas grösser und länglich-oval geformt, und statt einer tiefen, mittigen Furche ziert sie eine gezackte Oberfläche.“


Alles klar! Damit kann ich arbeiten. Und ich werde mir den Spass erlauben, meinen eigenen Weggen zu backen. Schliesslich weiss ich ja, wie man Brote und Kleingebäck herstellt.

Das Zeugnis für meine Backtätigkeit schreibe ich mir dann gleich selbst.

 

Rezept für Examen Weggen

Menge reicht für ca. 8 Stück


Zutaten

Für den Hefeteig:

·       500 g Mehl (halb Weiss-, halb Ruchmehl)

·       1 TL Salz

·       60 g Zucker

·       75 g Butter, weich

·       20 g frische Hefe (oder 7 g Trockenhefe)

·       250 ml Milch, lauwarm

·       1 Ei

·       100 g Rosinen

·       1 Ei, verquirlt (zum Bestreichen)


Zubereitung


1. Teig herstellen

·       Mehl, Salz und Zucker in einer Schüssel vermischen.

·       Hefe in der lauwarmen Milch auflösen und zur Mehlmischung geben.

·       Butter und Ei hinzufügen und alles zu einem glatten, geschmeidigen Teig kneten (ca. 10 Minuten von Hand oder mit der Küchenmaschine).

·       Den Teig abdecken und an einem warmen Ort 1–1,5 Stunden gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat.


2. Weggen formen

·       Rosinen unter den Teig kneten.

·       Teig in 8–10 Portionen teilen und zu ovalen Brötchen formen.

·       Mit einem scharfen Messer oder einer Teigkarte zwei tiefe Einschnitte kreuzweise setzen, sodass ein Dreiecksmuster entsteht.


3. Ruhen lassen

·       Die geformten Weggen auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und nochmals ca. 30 Minuten gehen lassen.

·      Währenddessen den Backofen auf 200 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.


4. Backen

·       Die Murren mit dem verquirlten Ei bestreichen.

·       Im vorgeheizten Ofen ca. 18–20 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.


5. Geniessen

·       Abkühlen lassen und frisch geniessen – am besten mit Butter oder Honig.


Jetzt kannst dundir selbst ein Zeugnis schreiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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