top of page

Der Bärentöter - das magische Schwert

  • thomasvonriedt
  • 16. Dez.
  • 6 Min. Lesezeit
ree

Der Ritter

 

Vor manchem Jahrhundert, als hierzulande noch Bären und Wölfe durch die Alpen streiften, ritt der tapfere, aber mittellose Ritter Miles Geruncus Fridericus de Brunon, in glänzende Rüstung gehüllt, durch ein malerisches Tal im Toggenburg. Er war auf der Suche nach lohnenden Abenteuern.

 

Das abgeschiedene Tal, seit Langem von einer dunklen Bedrohung heimgesucht, verlangte nach Hilfe. Das Klirren seiner Rüstung und das Hufgeklapper durchbrachen die Stille des Tales, als Geruncus, der den Ruf der Bewohner vernommen hatte, entschlossen dem Hilferuf folgte. Knorrige Föhren und dunkle Tannen warfen lange Schatten über den Pfad, während sich der Streiter dem Zentrum der Unruhe näherte – bereit, sich der finsteren Gefahr zu stellen.

 

Das Dorf, umgeben von einer Aura der Angst, empfing den Ritter mit Hoffnung. Die Bewohner wussten, dass er ihre letzte Chance war, das Unheil zu besiegen, das über sie hereingebrochen war. Mit jedem Galoppsprung seines Pferdes wuchs Geruncus’ Entschlossenheit, das Dorf zu verteidigen und das Böse zu bezwingen, das sich in den Schatten des Tales verbarg.

 

Nur noch wenige Reitminuten trennten ihn von dem armseligen Dorf, über dem eine bescheidene Burg thronte. Die wenigen ärmlich gekleideten Dorfbewohner, die den Ritter mit Furcht und Hoffnung begrüssten, wiesen ihm den Weg zur Burg des alten Toggenburger Grafen.

 

 

Geruncus trifft Gislind

 

Hier traf Miles Geruncus auf die holde Gislind – eine geheimnisvolle Frau mit funkelnden Augen, in Blau gewandet, ihr liebreizendes Gesicht von blonden Locken umrahmt. Sie enthüllte dem Ritter, dass sie, obwohl einziges Kind des Grafen, zugleich Hüterin alter Magie sei und um eine uralte Prophezeiung wisse, die das Schicksal des Tales bestimmte. Gemeinsam erkannten sie, dass die dunkle Bedrohung Teil eines grösseren, übernatürlichen Konflikts war, der das Gleichgewicht der Kräfte gefährdete und das Wohl des Tales bedrohte. Geruncus sei ihre letzte Hoffnung.

 

Geruncus und Gislind schlossen sich zusammen, um das Tal nicht nur vor sichtbaren Gefahren, sondern auch vor den verborgenen Mächten zu schützen, die im Dunkeln wirkten. Mit vereinten Kräften – einer Mischung aus Schwertkunst und Magie – wollten sie den Prüfungen begegnen, die das Schicksal für sie bereithielt.

 

Ein riesiger Bär hauste seit langer Zeit im einst grünen Tal. Unzählige Ritter hatten vergeblich versucht, ihn zu besiegen. Seine Kräfte waren übernatürlich, die Wege zu seiner Höhle übersät mit Totenschädeln und bleichen Knochen.

 

Sollte Geruncus das grässliche Ungeheuer tatsächlich bezwingen, winkte ihm nicht nur die Hand der schönen Gislind, sondern auch der Thron des uralten Geschlechts der Toggenburger – ein wahrlich erstrebenswertes Ziel für einen wackeren Streiter, der bislang nach dem Wahlspruch „Servir et disparaître“ lebte.

 

 

Der Bärentöter wird geschmiedet

 

Der geschickte Dorfschmied Ulrico, berühmt für seinen meisterhaften Umgang mit Metall, und der weise Magus, ein Zauberer von grossem Ruf, vereinten ihre Fähigkeiten, um für Geruncus ein einzigartiges Schwert zu erschaffen. Während Ulrico der Klinge eine makellose Form und einen feinen Schliff verlieh, verlieh der Magus dem Schwert magische Kräfte.  Sie sollten den Ritter vor den dunklen Mächten des Tales schützen. Sie nannten das Schwert Bärentöter – Ursicida

 

Ulrico schmiedete die Waffe aus dem Erz des legendären Zwergenkönigs Alberich. Nichts sollte der Schärfe des Bärentöters widerstehen können. Gislind und der Magus fügten uralte Symbole hinzu und belegten das Schwert mit Zaubersprüchen, damit es jeden Widerstand durchdringe und seinem Träger übernatürlichen Schutz verleihe.

 

Als Geruncus die für ihn geschaffene Waffe ergriff, spürte er, wie Macht und Kraft des Bären, den er besiegen sollte, in ihn übergingen, während ihn die Magie des Magus umhüllte. Mit dieser einzigartigen Waffe, im Vertrauen auf den aus Zwergenerz geschmiedeten Stahl und den Zauber des Magus, war Geruncus bereit, sich den kommenden Herausforderungen zu stellen.

Die Holde verabschiedete sich mit einem letzten Blick, und der Magus wies ihm den Weg zum Tal der Knochen, wo das grässliche Ungeheuer hauste.

 

Servir et lutter pour le bien.

 

 

Ritt ins Tal der Knochen

 

Geruncus galoppierte mit entschlossener Miene und dem Mut eines jungen Edelmannes durch das Tal der Knochen. Bleich grinsende Schädel säumten seinen Weg und verbreiteten eine unheimliche Atmosphäre, die selbst sein Schlachtross erzittern liess. Der Pfad, den der Ritter eingeschlagen hatte, führte unweigerlich zur Höhle des menschenfressenden Scheusals.

 

Die Dorfbewohner erzählten, der Bär sei einst von einem verschmähten Bewerber der Tochter des ersten Grafen heraufbeschworen worden. Sie hatte ihn zurückgewiesen, woraufhin der Abgewiesene das Tal und seine Bewohner verfluchte.

 

Das Klappern der Hufe mischte sich mit dem unheimlichen Flüstern des Windes, während Geruncus mutig dem düsteren Pfad folgte – bereit, das Böse an seiner Wurzel zu bekämpfen. Sein Herz pochte im Takt des galoppierenden Pferdes, als die Höhle des Bären in Sicht kam und die Bedrohung greifbar wurde.

 

Inmitten von Knochenhaufen und schadenfroh grinsenden Schädeln gefallener Ritter, umgeben von bleicher Dunkelheit und krankhaftem Moder, stand Geruncus vor der grössten Prüfung seines Lebens. Er umfasste den Griff des Bärentöters und spürte, wie eine ungeheure Kraft in ihm aufstieg.

 

 

Der Bär

 

Vor der finsteren Höhle lauerte das riesige Urvieh, als hätte es vom Kommen des Ritters gewusst. Speichel tropfte über seine Lefzen, und mit listigem Blick musterte es Geruncus. Ein tiefes Grollen hallte durch das Tal, und ohne Vorwarnung stürzte das Untier mit wuchtigen Tatzen Hiebe auf ihn zu.

 

Geruncus, gestählt durch unzählige Duelle, wich geschickt aus und zog den Bärentöter – bereit, sich gegen die unbarmherzige Wucht des Tieres zu verteidigen. Er brachte sein Pferd in Sicherheit und stellte sich zu Fuss dem Ungeheuer.

 

Die Klinge schimmerte blau und eiskalt, als könne sie es kaum erwarten, den ersten Hieb auszuteilen. Geruncus schloss das Helmvisier, richtete das Schwert auf den Bären und erwartete den Angriff.

 

 

Heroischer Kampf

 

Das Klirren von Stahl und das Brüllen des Bären verschmolzen zu einem urtümlichen Lärm, der von den Bergen widerhallte.

 

Geruncus suchte die Schwächen des Feindes, setzte das magische Schwert präzise ein und entlockte ihm seine übernatürliche Kraft. In diesem heroischen Duell zwischen Mann und Bestie entfesselte Geruncus all sein Können. Er wusste, dass er den Ursus horribilis nur mit Mut, List und Disziplin besiegen konnte.

 

Der Kampf wogte hin und her. Jedes Mal, wenn die magische Klinge den Pelz durchdrang, erschütterte ein gequältes Brüllen das Tal. Blut strömte, der Bär tobte, und doch wich Geruncus nie zurück. Der Bärentöter entfaltete bei jedem Schlag seine Macht und fügte dem Ungeheuer tödliche Wunden zu.

 

Schliesslich wurden die Brülllaute schwächer, das Untier taumelte – seine Kräfte schwanden.

 

 

Sieg

 

Im Augenblick des Triumphs brach der Bär mit einem letzten, schauerlichen Grollen aus tiefster Brust zusammen. Der Bärentöter hatte sein Herz durchstossen, die Magie zerstörte sein Leben, und blaue Blitze zuckten aus der blutenden Wunde. Mit einem Pfeifen entwich der letzte Atem durch die furchtbare Schnauze.

 

Erschöpft, aber siegreich, stand Geruncus über dem erlegten Bären. Er zog sein Jagdmesser und schnitt ihm die beiden Ohren ab – Trophäen seines hart erkämpften Sieges.

 

Sein Wille und die Magie des Bärentöters hatten das hehre Ziel erreicht. Zufrieden blickte Geruncus über das Schlachtfeld und bestieg stolz sein Pferd. Das Tal war befreit; eine neue Zeit des Friedens und Wohlstands konnte beginnen.

 

 

Und wenn sie nicht…

 

Mit den blutigen Bärenohren am Gürtel kehrte Geruncus ins Dorf zurück. Für seine heldenhafte Tat wurde er gefeiert, und die dankbare Prinzessin Gislind schenkte ihm, wie versprochen, ihr Herz. Mit zarter Hand wischte sie Blut und Schweiss von seinem Gesicht.

 

Beeindruckt von seiner Tapferkeit und seinem Edelmut, entschied sie sich, für immer an Geruncus’ Seite zu bleiben und gemeinsam mit ihm das Wohl des Tales zu gestalten. Das Tal der Knochen sollte wieder erblühen – eine neue Ära des Friedens begann.

Gestützt auf ihre Liebe fühlte sich Geruncus bereit, allen künftigen Prüfungen zu begegnen. Gemeinsam verkörperten sie Tapferkeit, Liebe und Zusammenhalt – getreu dem Credo:

 

„Servir pour le bien et la famille.“

 

Alten Aufzeichnungen zufolge soll das magische Schwert Bärentöter noch immer an jenem Ort liegen, wo Geruncus das Untier erschlug. Gefunden hat es bis heute niemand – und es ist wohl auch niemand mehr nötig.

 

Diese Geschichte entstand, nachdem bei Grabungen in den Ruinen des Castrum et sedes equestris Brunonis Aufzeichnungen und ein Bildnis des Ritters Geruncus Fridericus de Brunon, DDD, gefunden wurden.

 

Der aufmerksame Betrachter erkennt im Hintergrund die Ruine Rüdberg, rechts davon den Einschnitt zum Tal der Knochen. G. F. de Brunon hält in der rechten Hand seinen Galadegen, auf der Brust trägt er das Medaillon des Bärentöters.

 

Kommentare


bottom of page