Der Golfvampir (Golpir)
- thomasvonriedt
- 23. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Jan.

Er ist wirklich keine Schönheit und im echten Leben spielt er meist bei Tageslicht. Bestimmt hast Du den "Kollegen" auch schon getroffen.
Der Golpir – Eine unheimlich präzise Nacht
Es war ein milder Abend, als die letzten Sonnenstrahlen das Grün des Fairways in ein goldgelbes Licht tauchten. Die Blätter der umliegenden Bäume raschelten sanft im Wind, doch eine seltsame Ruhe schien sich über den Golfplatz zu legen. Der Tag verabschiedete sich langsam, und mit ihm auch die gewöhnlichen Spieler. Doch jemand Besonderes war noch da – und er wartete auf seinen Moment.
Mit Einbruch der Dämmerung glitt ein unheimlicher Schatten über das Fairway. Kein Laut war zu hören, als Draculas irdischer Cousin, der exzentrische Golfenthusiast, mit einem breiten Grinsen aus dem Nebel trat. Sein scharf geschnittenes Gesicht, der makellos schwarze Umhang und seine blassen Hände, die einen Golfschläger umfassten, ließen keinen Zweifel: Der Golpir am Golfplatz war bereit für die Nacht.
„Heut’ Nacht werde ich das Birdie des Jahrhunderts schlagen“, murmelte er und ließ seinen Blick über das achte Loch schweifen, wo ein leichter Sandbunker wie eine heimliche Falle lauerte. Die Fledermäuse am Himmel kreisten über ihm, als ob sie ihm Glück bringen wollten.
Mit einem geschmeidigen Schwung schlug er den Ball in die Dunkelheit. Der Klang des Aufpralls hallte über den Platz, doch der Ball schien fast magisch seinen Weg zu finden – direkt ins Loch. Der Golpir lächelte zufrieden. „Ein Eagle wäre mir lieber gewesen, aber wir haben die Nacht ja noch vor uns.“
Die Nacht schritt voran, und er spielte Loch um Loch, sein Golfcart – eine düstere, schwebende Kutsche mit Fledermausverzierungen – bewegte sich geräuschlos über das Gras. Weder Sandbunker noch Wasserhindernisse konnten ihm etwas anhaben. Jeder Schwung war perfekt, als ob er die Physik selbst bezwingen könnte. Die wenigen Tiere, die sich in die Dunkelheit wagten, schienen ehrfürchtig stillzustehen, während der Golpir sein Spiel spielte.
Am achtzehnten Loch, dem letzten und zugleich schwierigsten des Platzes, machte er eine Pause. Der Mond stand hoch am Himmel, und die Sterne funkelten wie Diamanten. Er nahm einen Schluck heißen Tee aus einer schwarzen Tasse, seine scharfen Fangzähne blitzten kurz auf. „Kein Blut heute, nur ein letzter Sieg“, flüsterte er, bevor er den letzten Ball platzierte.
Mit übernatürlicher Präzision holte er zum letzten Schlag aus. Der Ball flog durch die Luft, schnitt durch den Nebel und landete sanft auf dem Grün – und rollte dann geradewegs ins Loch. Ein perfektes Birdie. Der Golpir verneigte sich vor den unsichtbaren Zuschauern der Nacht, seine Augen leuchteten wie rubinrote Edelsteine.
Als die Sonne am Horizont aufstieg, war der Golfplatz leer. Doch die, die ihn in dieser Nacht beobachtet hatten, würden nie vergessen, was sie gesehen hatten: den Golpir vom Golfplatz, der mit überirdischer Eleganz und Präzision spielte. Ob er wiederkommt? Das bleibt ein Rätsel, doch eines ist sicher: Wer ihm begegnet, sollte besser gut vorbereitet sein – auf den perfekten Schwung und die unergründlichen Geheimnisse der Nacht.
Um die Runden des Golpirs nicht zu stören, wird bis auf Weiteres auf die Mitternachtsturniere der Senioren verzichtet.









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