Vorsicht auf Malle
- thomasvonriedt
- 24. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Nichts ließ darauf schließen, dass dieser Mittwoch ein besonderer Tag werden würde. Charlie, ein ehrgeiziger Senior, bereitete sich wie immer sorgfältig auf sein regelmäßiges Spiel vor. Er straffte sein Poloshirt über seinen leicht gewölbten Bauch, prüfte sein Spiegelbild in der automatischen Schiebetür und schob dann seinen Jucad Phantom Titan Caddy nach draußen.
Er dachte kurz daran, vor dem Spiel noch ein paar Putts zu üben. Besonders bedacht achtete er darauf, seinen Bauch unter Kontrolle zu halten. Die Gäste im Clubrestaurant sollten auf keinen Fall bemerken, dass auch an ihm die Zeit nicht spurlos vorübergegangen war. Entschlossen ging er auf die lachenden Damen zu, verteilte links und rechts Küsschen, während er darauf achtete, dass sein Bauch nicht hervorstach. Es fiel ihm auf, dass sein neues Parfüm gut anzukommen schien – vor allem bei Trudi, der selbstbewussten Trendsetterin, die ihm ein anerkennendes „mmmh“ ins Ohr flüsterte. Hatte er etwas übersehen?
Langsam wurde es für Charlie anstrengend, den Bauch zurückzuhalten. Er verspürte Erleichterung, als er endlich am ersten Abschlag stand, das Tee sorgfältig in den Boden steckte und etwas Spannung loslassen konnte. Er platzierte seinen Lieblingsball und begann mit der Vorbereitung seines Schlages.
Er visierte das Ziel an, suchte sich einen Fixpunkt, nahm die Position ein und stellte sicher, dass der Schlägergriff fast seinen Bauchnabel berührte. Rasch zog er den Bauch noch einmal ein, griff den Schläger und erinnerte sich an die Worte „two knuckles“ – und daran, den Schläger nicht zu festzuhalten. Mit einem bedachten Schwung schickte er den Ball auf seine Reise.
Das Wetter war ideal, nahezu windstill, und der metallische Klang des Schlags erfüllte die Luft. In typischer Golferpose verfolgte Charlie den Flug des Balls, der mittig auf dem Fairway landete – eine Reichweite von mindestens 180 Metern, plus 20 Meter Roll. Stolz erinnerte er sich an die intensiven Trainingsstunden auf Mallorca. Eine lohnende Investition. Noch immer darauf bedacht, den Bauch zu kontrollieren, verließ er das Tee und beobachtete den Abschlag seines Partners. Warf ihm Rosi nicht einen bewundernden Blick zu?
Nachdem Charlie bereits einige Löcher gespielt hatte, war er in Bestform und lag nur knapp über Par. Er entspannte sich, ließ den Bauch locker und lobte gelegentlich die Schläge seiner Mitspieler. Besonders die Blicke von Rosi schienen ihm gutzutun. Er kannte sie aus dem Clubhaus und konnte nicht anders, als sie bewundernd anzusehen, wenn sie in ihren engen Chervo-Hosen vorbeiging. Manchmal schienen einige der anwesenden Herren, sie anpfeifen zu wollen, begnügten sich jedoch schließlich mit Tagträumen.
Doch Charlie blieb ein loyaler Ehemann, stolz auf seine Frau Bethli. Es gab kaum etwas an ihr auszusetzen – außer vielleicht, dass ihre Beine nicht mehr so schlank waren und die knackige Rückseite ihrer Golfhose Vergangenheit war. Rosi, deren Abschlag fast lehrbuchhaft war, lenkte jedoch kurz Charlies Aufmerksamkeit ab, bevor er sich wieder auf das Spiel konzentrierte.
Dann geschah das Unvermeidliche. George und Charlie schlugen ihre Abschläge. George spielte seinen Ball sicher, doch Charlies Ball, der auf einem guten Weg war, geriet nach etwa 100 Metern ins Trudeln. Eine unerwartete Böe erfasste ihn und führte ihn ins Rough. Während die Damen ihre Bälle mit beeindruckender Präzision auf dem Fairway platzierten, haderte Charlie noch mit seinem Schlag. Er überlegte, ob er vielleicht doch den verzeihenden Driver von Callaway hätte nehmen sollen. All diese Gedanken schwirrten ihm im Kopf herum, während er sich auf die Suche nach seinem Ball machte.
Zusammen marschierten die vier Golfer in Richtung ihrer Bälle. Die Damen lagen bereits in Position für vielversprechende zweite Schläge. Charlie jedoch ärgerte sich, als er durch das dichte Gras stapfte. Der Löwenzahn und das üppige Kleeblatt machten es schwierig, seinen Ball zu finden. Für Außenstehende mag die Suche nach Bällen bizarr wirken, doch für Golfer gehört es einfach dazu.
Plötzlich hörte Charlie eine leise Stimme: „Freut mich, dich zu sehen, Charlie. Heb mich auf, und ich werde es dir danken.“ Verblüfft schaute er sich um, sicher, dass er sich verhört hatte. Die Stimme schien von unten zu kommen. Tatsächlich entdeckte er einen pinken Ball im Gras. Gerade als er sich ärgern wollte, hörte er erneut: „Charlie, nimm mich mit, ich habe auf dich gewartet.“
Es war ein rosa Damenball. „Das ist doch unmöglich“, murmelte Charlie, als die Stimme wieder erklang: „Ich bin kein gewöhnlicher Ball, Charlie. Nimm mich mit.“ Fast mechanisch hob er den Ball auf. „Ein Lady Srixon Soft, pink“, dachte er, als er den Ball zwischen den Fingern hielt. „Danke, Charlie“, flüsterte die Stimme, „ich wusste, du würdest mich retten.“
„Charlie, was machst du da?“ George rief ihn aus seinen Gedanken. Er schüttelte den Kopf, steckte den Ball in seine Tasche und machte sich bereit für den nächsten Schlag. „Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch allein nach Mallorca fahren“, dachte Charlie.
Die Moral der Geschichte? Beim Golfspiel ist alles möglich.









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