Fred, der Golfroboter
- thomasvonriedt
- 24. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Fred, 38 Jahre alt und Ingenieur für Robotik und IT-Technologien, war schon als kleiner Junge von Science-Fiction fasziniert. Die Vorstellung einer futuristischen Welt und technischer Entwicklungen prägte sein Leben. Heute liebt er seinen Beruf, der ihn oft bis tief in die Nacht im Büro hält. Als Ausgleich zur geistigen Arbeit und um seine körperliche Fitness zu erhalten, spielt Fred leidenschaftlich gerne Golf.
In seinem Golfclub ist Fred für sein Engagement und sein Fachwissen bekannt, besonders, weil er stets bereit ist, für die Mannschaft einzuspringen. Er übt mit großer Disziplin, um auch schwierige Schläge aus unvorteilhaften Positionen zu meistern. Seine Mitspieler schätzen seine Motivation und Entschlossenheit, doch eine Eigenart fällt besonders auf: Fred marschiert über die Fairways wie ein Gardeoffizier. Für seine kürzeren, rundlicheren Mitspieler kann das Tempo gelegentlich herausfordernd sein.
An diesem angenehmen Tag war Fred erneut auf dem Golfplatz. Ein leichter Wind wehte, und es sah so aus, als könnte er die 18 Löcher in weniger als vier Stunden absolvieren. Damit hätte er genug Zeit, sich im Clubrestaurant zu erfrischen, mit Kollegen zu plaudern und vielleicht einen kleinen Flirt mit der charmanten Bedienung zu wagen.
Am Abschlag von Loch 3 bereitete sich Fred mit seinen Mitspielern vor. Plötzlich ertönte ein lautes „Fore!“ von der benachbarten Bahn. Ein misslungener Abschlag. Mit einem lauten Knacken traf der Ball einige Bäume links von Fred, bevor er schließlich zum Stillstand kam. Dann kehrte Stille ein.
Nun war es Zeit für Freds Schlag. Ein Eisen 7 würde genügen, um den Ball nah ans Grün zu spielen. Mit einem präzisen Schlag flog der Ball vom Sweet Spot seines Schlägers, während der weiße Tee zerbrach und zu Boden fiel. Fred beobachtete zufrieden den geraden Flug des Balls, als plötzlich ein weiterer Golfball wie aus dem Nichts auftauchte und ihn ohne Vorwarnung an der Stirn traf. Das „Fore!“ kam zu spät. Fred brach zusammen, Blut sickerte aus seiner Stirn, und er verlor das Bewusstsein.
Seine Mitspieler eilten herbei, versuchten ihn zu wecken, und einer alarmierte sofort das Sekretariat. Während seine Freunde sich um ihn sorgten, bemerkten sie, dass Fred trotz des Unfalls lächelte. Warum nur?
Fred selbst erlebte in diesem Moment eine sonderbare Transformation. Er fühlte, wie ein Exosuit seinen Körper umschloss, ihm übermenschliche Stärke verlieh und ihn mühelos über den Platz laufen ließ. Seine Hände verwandelten sich in metallische Greifwerkzeuge, unterstützt von elektrisch angetriebenen Gelenken. Seine Beine wurden zu einem robusten Fahrgestell mit Rädern, und eine integrierte Schublade für Tees und Bälle komplettierte seine neu gewonnene Ausrüstung. Der e-Caddy dockte hinten an, während seine Laseraugen die Bahn scannten, Entfernungen maßen und verlorene Bälle sofort orteten.
Fred war nun ein Golf-Cyborg – der erste seiner Art. Alle Golfplätze der Welt waren in seinem Gehirn gespeichert, und ein Algorithmus wählte stets den optimalen Schläger. „Fore!“ rief er nicht mehr selbst; dafür sorgte ein eingebauter Lautsprecher.
Mit unermüdlicher Präzision und neuer Energie rollte Fred über den Platz, spielte einen Schlag nach dem anderen und schien auf einen Platzrekord zuzusteuern. Doch dann zog plötzlich ein Unwetter auf. Der Regen setzte heftig ein, und Freds Fahrwerk begann, im Schlamm zu versinken. Am Anstieg zu Loch 18 rutschten seine Räder durch, sein massiver Cyborg-Körper war zu schwer. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, den Anstieg zu bewältigen, kippte Fred zur Seite. Wasser strömte in seine mechanischen Teile, und er spürte, wie seine Schaltkreise in Gefahr gerieten. Schließlich war er nur ein Prototyp, nicht für solche Bedingungen gemacht.
Mit letzter Kraft wischte er sich über die metallene Stirn, als er plötzlich Stimmen hörte: „Fred, bist du wach?“ Einer seiner Mitspieler tupfte das Blut von seiner Stirn.
„Bleib liegen, der Sanitäter ist unterwegs. Du warst kurz bewusstlos und hast irgendetwas von Evolution gemurmelt. Aber keine Sorge, es sieht aus, als hättest du nur eine Beule davongetragen, die genäht werden muss.“
Fred erholte sich schnell, dank seiner robusten Gesundheit. Nur eine kleine Narbe auf der Stirn erinnerte ihn an den Vorfall. Doch eines hatte sich verändert: Seitdem stürmte Fred nicht mehr über den Golfplatz. Er nahm das Spiel jetzt gelassener – als wäre er tatsächlich ein wenig weiser geworden.









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